Ludendorff

Ludendorff
Ludendorff,
 
Erich, preußischer General (seit 1914), * Kruszewnia (bei Posen) 9. 4. 1865, ✝ Tutzing 20. 12. 1937; war 1908-12 im Großen Generalstab, bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges Oberquartiermeister im Armeeoberkommando 2. Seit seiner handstreichartigen Eroberung Lüttichs (6. 8.) und dem Sieg bei Tannenberg (23.-31. 8. 1914; seit 22. 8. 1914 Generalstabschef P. von Hindenburgs) hatte Ludendorff als faktischer Leiter der deutschen Kriegführung im Osten legendären Ruf. Seit 29. 8. 1916 General der Infanterie und als »Erster Generalquartiermeister« neben Hindenburg mit der eigentlichen militärischen Gesamtleitung des Krieges betraut (neue, 3. OHL), ergriff er die Initiative für volle wirtschaftliche Mobilmachung durch das Hindenburgprogramm und das Hilfsdienstpflichtgesetz, setzte sich für expansionistische Kriegszielprogramme ein, erzwang im Januar 1917 den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und trug im Juli 1917 maßgeblich zum Sturz des Reichskanzlers T. von Bethmann Hollweg bei. Bis zur militärischen Wende im Spätsommer 1918 bestimmte er die Führung der deutschen Politik personell und materiell und setzte auch im Frieden von Brest-Litowsk (3. 3. 1918; Brest) die Kriegszielforderungen des Militärs durch. Politisch wollte er, unter Missachtung der Friedensresolution des Reichstags (19. 7. 1917, bis zum militärischen Zusammenbruch innere soziale und politische Reformen durch Expansion ersetzen. Nach militärischem Scheitern trat er überstürzt zurück und forderte am 29. 9. 1918 von der Reichsregierung einen sofortigen Waffenstillstand. Am 26. 10. 1918 wurde er auf Drängen des Reichskanzlers Prinz Max von Baden vom Kaiser verabschiedet. In seinen nach dem Ersten Weltkrieg verfassten militärtheoretischen Schriften (u. a. »Kriegführung und Politik«, verfasst 1921, publiziert 1922) vertrat er die Ansicht, dass im Zeitalter des »absoluten« Krieges das clausewitzsche »Primat der Politik« nicht mehr anwendbar sei; später ersetzte er den Begriff des »absoluten« Krieges durch den des »totalen« Krieges.
 
Nach Aufenthalt in Schweden (November 1918 bis Februar 1919) wurde Ludendorff als Außenseiter auf dem völkischen Flügel der deutschen Rechten politisch aktiv, u. a. in der nationalistisch-antisemitischen »deutschvölkischen Bewegung«. Am 8./9. 11. 1923 beteiligte er sich am Hitlerputsch. 1924-28 war er Mitglied des Reichstags, 1925 Kandidat der NSDAP für das Amt des Reichspräsidenten. Im Kampf gegen die Weimarer Republik und die sie tragenden demokratischen Kräfte beteiligte er sich maßgeblich an der Verbreitung der Dolchstoßlegende. Ludendorff zählt zu den politischen Wegbereitern des Nationalsozialismus. - 1926 gründete er zusammen mit seiner zweiten Frau Mathilde (* 1877, ✝ 1966) den Tannenbergbund (deutschgläubige Bewegungen).
 
 
H. Mahlberg: E. L. (1965);
 D. J. Goodspeed: L. (a. d. Engl., 1968);
 H. Frentz: Der unbekannte L. (1972);
 W. Venohr: L. Legende u. Wirklichkeit (1993).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Weltkrieg, Erster: Die politische Dimension des Krieges
 

Universal-Lexikon. 2012.

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